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nach Beirût.DÊR EL-KAMAR. 28. Route. 477

Von Djezzîn aus gibt es auch einen mehr westlichen Weg nach Dêr
el-Kamar. Man reitet nach Dêr el-Mischmûschi abwärts, woselbst ein Maro-
nitenkloster
. Hier hielt sich eine Zeit lang die berühmte Lady Hester
Stanhope
, Nichte Pitt’s, auf und führte ihren phantastischen Hofhalt, von
den Eingebornen wie eine Fürstin geehrt und gefürchtet. Dann setzt
man über den ʿAwali bei der Brücke Djisr el-Djebel bei Betîr, woselbst
einige Granitsäulen, und steigt auf Zickzackwegen am rechten Ufer des
ʿAwali empor durch wohlbebautes Land nach Mezraʿat esch-Schûf und
Bteddîn (5 St. von Djezzîn).

Die Geschichte der Drusen in den letzten 2 Jahrh. besteht hauptsäch-
lich
aus einer Reihe von Parteikämpfen einiger hervorragender Adels-
geschlechter
, der Djambelât, Schehâb etc. Gegen Ende des letzten Jahrh.
(1789) wurde der Emîr Beschîr aus dem Hause Schehâb (S. 489) Oberschêch
der Drusen. Der Beginn seiner Laufbahn war durch die gewöhnlichen
Grausamkeiten orientalischer Herrscher befleckt; auch hatte er fortwäh-
rend
Kämpfe mit seinen Antagonisten. Nach Djezzâr Pascha’s Tode 1804
setzte er sich in Dêr el-Kamar mit Hülfe des englischen Flottencom-
mandanten
Sidney Smith fest. Da auch die Geldansprüche, welche Djezzâr
Pascha
an Beschîr hatte, von der Regierung auf ¼ herabgesetzt wurden,
schloss sich Emîr Beschîr mehr den Türken an, im Gegensatz zu seinem
Widersacher Schêch Beschir in Muchtâra, aus der Familie Djambelât.
Er trat heimlich zur maronitischen Kirche über, um sich der Unter-
stützung
des Clerus zu versichern, alles um den Einfluss des Schêch Be-
schîr
zu brechen; der Uebertritt geschah nur aus politischen Gründen,
auch wagte er nicht, die Christen offen zu begünstigen. Während der
Schêch Beschîr, ein reicher und schlauer Mann, ein Einkommen von circa
2000 Beuteln (cira[circa] 50,000 Pfd. St.) hatte und einen glänzenden Hofstaat
führte, betrugen die Einkünfte des Emîr’s nur den fünften Theil dieser
Summe, auch galt er für geizig. Die Politik des Emîr war, sich von den
Pascha’s unabhängig zu machen und nur von Stambul abhängig zu sein;
dies suchte er durch Verbindung mit Ibrâhîm Pascha von Aegypten zu
erreichen. Er reiste daher nach Aegypten; aber als er nach seiner Rück-
kehr
neue Taxen auf dem Gebirge erheben wollte, brach ein Aufstand,
von Schêch Beschîr in Scene gesetzt, los. Im Jahre 1824 gelang es dem
Emîr, seinen Gegner zu vertreiben, seine Güter zu confisciren und ihn
umzubringen. Als im Einverständniss mit Emîr Beschîr Ibrâhîm Pascha
von Aegypten
die Drusen entwaffnete und die Militärconscription einführte,
konnten die Aegypter nur mit Mühe und durch Gräuelthaten des allge-
meinen
Widerstandes Herr werden; um die Drusen zu bekämpfen, wurden
Waffen an die Maroniten ausgetheilt. Der Andrang der Drusen zu den
amerikanischen Missionsschulen war damals gross, da sie Hülfe von den
Protestanten, besonders von England hofften. Auch als die Drusen später
von den zur Erhaltung der Türkei alliirten Mächten Waffen zum Aufstand
gegen die Aegypter erhielten, blieb Emîr Beschîr den letzteren treu; er
musste sich auf ein englisches Schiff flüchten und wurde 80jährig ins Exil
nach Malta geführt. Die Anarchie im Gebirge kehrte zurück. Der ma-
ronitische
Patriarch wandte die Gelder, die er von den Alliirten zur Un-
terstützung
der Verunglückten erhielt, zu politischen Zwecken an; die
Drusen machten 1841 einen Aufstand und schlugen das Heer der Maro-
niten
. Die türkische Regierung sah es gern, dass sich die Parteien gegen-
seitig
zerfleischten. Auf Antrag der europäischen Mächte wurde 1843 die
Regierung so getheilt, dass die Maroniten und die Drusen jede ihren be-
sonderen
Schêch erwählten; aber diese Theilung führte nur zu fortwäh-
renden
Reibungen; die Schêchs (Kaimmakâm), von den Türken gewählt,
verloren ihren Einfluss. Als im Jahre 1859 ein Aufstand unter den Maro-
niten
losbrach, benutzte dies die Regierung in gewohnter Weise und rief
die Gräuelscenen des Jahres 1860 in mehr oder minder directer Weise
hervor (S. 483); es ist bekannt, wie die türkischen Soldaten überall die
Christen des Libanon unter dem Vorwand der Ruhestiftung entwaffneten,
um sie nachher wehrlos den mordenden Drusen zu überliefern. In dieser
Weise kamen in Dêr el-Kamar 1200 Christen ums Leben, und das Städt-
chen
hat sich seither nur langsam wieder erholt.